Foto: Dieter Weber
Wer einem eingefleischten Fußballer Walking Football erklären will, hat erst einmal einen schwierigen Stand. Ist das denn noch ein rassiges Fußballspiel, wenn Flugkopfbälle, Flankenläufe und Abwehrgrätschen verboten sind? Wenn Laufen nicht erlaubt ist? Wenn jeder über einen Meter hohe Pass abgepfiffen wird?
Wer einem Engländer diese Fragen stellt, bekommt klare Antworten: Ja, Walking Football ist ein toller Sport und vor allem für ehemalige Fußballer eine Alternative, wenn sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr laufen, springen und grätschen können. Mehr als 800 Walking-Football-Klubs gibt es auf der britischen Insel. Doch Deutschland zieht nach: Immer mehr Vereine entdecken diese fußballerische Variante, immer mehr vor allem ältere Menschen frönen diesem Trendsport.
Der ASV Süchteln ist bei Walking Football ein Vorreiter in der Region. Fünf Männer und eine Frau begannen Frühjahr 2022 mit dieser Art des Fußballspiels. Inzwischen ist die Gruppe auf mehr als 20 Spieler angewachsen. Ehemalige im Fußballkreis Mönchengladbach/Viersen namhafte Kicker wie Jochen Seifert, Michael Ingenrieth, Hartmut Kußmaul, Dieter Rütten, Jürgen Lenders, Günter Wilms und Pascal Giavanoglou kicken heute zweimal wöchentlich vormittags auf dem Kunstrasen der Volksbankarena nach den Regeln des Walking Football. Wer sie in Aktion sieht, stellt schnell fest: Statisch ist dieser Sport nicht, Technik und schnelle Bewegungen sind Trumpf.
Mittlerweile bildet die Walking-Football-Gruppe des ASV zwei Mannschaften: ein Team mit über 60-jährigen und eines mit über 70-jährigen Spielern. Die Mannschaften – meist altersmäßig gemischt, weil es bundesweit kaum Ü70-Teams gibt – machte im vergangenen Jahr regelmäßig Spiele und nahm an Turnieren teil. Unter anderem war der ASV zu einem Turnier anlässlich der Veranstaltungen im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft eingeladen. Oft waren die Walking Footballer der Süchtelner in den Niederlanden aktiv, weil es im Nachbarland zahlreiche Klubs mit entsprechendem Angebot gibt.
Gab es in der Anfangszeit noch überwiegend Niederlagen, schwimmen die ASV-Kicker seit dem Vorjahr auf einer Erfolgswelle. Bei einem gut besetzten Turnier in Malden (Niederlande) belegte das Team unter 16 Teilnehmern den sechsten Platz. Eine Niederlage gegen die Walking Footballer des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund verhinderte eine bessere Platzierung. Als Dritter beendete der ASV ein Turnier in Neuss-Norf, der Hochburg des Walking Football im Fußballverband Niederrhein. Da verpassten die Süchtelner das Finale nach einem unglücklichen 0:2 gegen die Oldies des deutschen Fußballmeisters Bayer Leverkusen. Regelmäßig bestreitet der ASV Freundschaftsspiele gegen andere Teams. Dabei besiegten die beiden Süchtelner Teams (Ü60 und Ü70) die Mannschaften des TV Angermund, des SV Melderslo (Niederlande) und der Fußball-Freunde Büderich. Lediglich bei den Sportfreunden Leuth verlor die Ü60 des ASV, während die Ü70 gewann.
Ein besonderes Erlebnis war das Gastspiel bei den Old-Stars des niederländischen Zweitligisten VVV Venlo. Nach Kaffee und Kuchen – so beginnen die niederländischen Walking-Football-Teams in der Regel ihr Training und ihre Spiele – gab es ein gemeinsames Aufwärmprogramm, das ein ehemaliger Profi der Venloer leitete. Anschließend gewannen die Süchtelner ihre Spiele sowohl bei der Ü60 als auch bei der Ü70. Die vier Halbzeiten waren sehr umkämpft, aber, wie fast immer beim Walking Football, auch jederzeit sehr fair.
Die ersten Termine für 2025 stehen fest. So wollen die ASV-Kicker im niederländischen Malden gleich zwei Turniere bestreiten: in der Ü60-Konkurrenz und bei den besten Ü70-Teams. Ein eigenes Turnier auf der Süchtelner Anlage ist für Ende Mai geplant. Außerdem sind wieder Freundschaftsspiele gegen Mannschaften aus der Region vorgesehen.
Wer Lust hat, bei den Walking Footballern des ASV mitzumachen: Ansprechpartner ist Dieter Weber, weber.viersen@t-online.de
Text: Dieter Weber