Landesliga: Amern fehlen die Derbys

Derbys sind doch eigentlich das, was den Fußball ausmachen. Sei es durch die Duelle auf dem grünen Rasen oder durch die Stimmung am Spielfeldrand. Für Spieler und auch Zuschauer sind diese Spiele etwas ganz besonders und locken oftmals mehr Fans auf die Sportplätze der Region, wie sonst bei den üblichen Ligaspielen. In der Landesliga verfolgten am 1. Spieltag stolze 350 Zuschauer das Spiel zwischen dem 1. FC Viersen und dem ASV Süchteln. Beide Vereine trennen dabei nur knapp 6 Kilometer. Eine gute Gelegenheit das Spiel auch mit dem Fahrrad zu besuchen.

Eine Situation, von dem die VSF Amern in dieser Spielzeit nur träumen können. Sie messen sich in der Parallelgruppe wieder mit Mannschaften wie PSV Wesel-Lackhausen, BW Dingten oder dem RSV Praest. Das Auswärtsspiel beim VfL Rhede ist dabei ein echter Tagesausflug. Stolze 130 Kilometer pro Wegstrecke legt die Mannschaft, das Trainerteam oder auch die mitreisenden Zuschauer dabei zurück. Der zeitliche Aufwand beträgt für das Team gut 8 Stunden. Nun kann man von Glück sprechen, das dieses Duell am 19. September an einem Sonntag stattgefunden hat. Es ist gar nicht auszumalen welcher logistischer Aufwand hätte von den einzelnen Personen betrieben werden müssen bei einem Wochenspieltag. Hier stellt sich eine entscheidende Frage.

Stehen überhaupt alle Spieler oder auch das komplette Trainerteam zur Verfügung? Denn der Großteil müsste nämlich früher von der Arbeit abrücken oder sich sogar freinehmen. Von einer vernünftigen Vorbereitung auf so ein Spiel lässt sich dabei dann nicht mehr sprechen. Nach Spielende dann das nächste Problem. Welche Beteiligten müssten anschließend zur Spät- oder Nachtschicht? Oder schaffen es die Spieler dann überhaupt noch pünktlich? Denn eins ist klar, vor 24 Uhr ist keiner bei einem Wochenspieltag zuhause. Im schlimmsten Falle müsste Trainer Willi Kehrberg bei solchen Spielen auf wichtige Spieler verzichten. Gerade bei einem harten Winter drohen Nachholspiele in der Woche. Zudem verügen nicht alle Vereine über einen Kunstrasenplatz.

Neben dem zeitlichen Aufwand ist auch der Kostenfaktor ein wichtiger Punkt. Neben den höheren Reisekosten brechen bei den Heimspielen im Rösler-Stadion auch wichtige Zuschauereinnahmen weg. „Die Gruppe ist für uns schwierig. Wir können sie stemmen, weil wir Gönner haben, die zum Verein stehen. Für die Spieler wäre es auch schöner, gegen Mannschaften aus Süchteln, Viersen, Kleinenbroich, Giesenkirchen zu spielen. Fußball lebt von Derbys, da sind wir derzeit gestraft.“, berichtet der 1. Vorsitzende oder Sportliche Leiter Toni van Dalen.

In der Region kennt man sich, sei es die Spieler, die beim Nachbarverein einmal aktiv waren oder auch die Zuschauer, bei denen die Bekannten Anhänger des anderen Vereins sind. „Jetzt muss man die Vereine anrufen, um ein Freundschaftsspiel zu vereinbaren. Derbys und eine gesunde Rivalität braucht man, davon lebt der Fußball“, sagt van Dalen.

Immerhin tritt die Mannschaft am kommenden Sonntag beim VfR Fischeln an, ein Team welches zumindest im gleichen Fußballkreis wie die Amerner spielen. Die einfache Wegstrecke von 35 Kilometer ist dabei zumindest noch überschaubar und dürfte für einige auch ohne Navigationsgerät erreichbar sein.

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