Interview: Willi Kehrberg (VSF Amern) „Für einen Mannschaftssport ist das ganz schlecht“

Seit letzter Woche haben die Vereine nun Gewissheit. Die Saison 2020/21 wird annulliert. Nun können die Planungen für die Spielzeit 2021/22 endlich losgehen. Doch wie fühlt man sich als Trainer? Und vor allem welchen Folgen kann die aktuelle Situation mitunter für die Vereine haben? Im Interview gibt Trainer Willi Kehrberg vom Landesligisten VSF Amern seine persönliche Sicht der Dinge wieder und weist auch auf mögliche Folgen und Gefahren hin.

Wie geht es dir persönlich und wie gehst du mit der aktuellen Situation um?

Für mich ist das schon eine große Lücke in der Lebensqualität nicht mit der Mannschaft arbeiten und auf dem Platz stehen zu können. Auch das Vorher und Nachher fehlt mir. Der Amateurfußball existiert zurzeit nicht, das ist sehr schade.

Kann man die Spieler nach der langen Zwangspause überhaupt noch motovieren?

Bis zur Annullierung war die potenzielle Fortsetzung der Saison der Ansporn sich durch Laufchallenges oder Ähnliches fit zu halten. Mittlerweile sind die Spieler auf sich allein gestellt. Sollten wir wieder auf den Platz können, wird es wichtig sein der aufgestauten Lust und dem Spaß am Fußballspiel freien Lauf zu lassen. Der Ehrgeiz sich mit anderen Teams messen zu wollen, Spiele zu gewinnen und Punkte zu holen kommt dann von allein.

Die Saison ist annulliert worden. Welche Folgen wird das für die Vereine haben?

Natürlich können alle im Verein es kaum erwarten, dass es wieder losgeht. Dennoch ist es nicht selbstverständlich, dass alle Spieler, Trainer, Betreuer, Funktionäre, Ehrenamtler und Fans genau da weitermachen, wo sie unfreiwillig aufgehört haben. Ich hoffe, dass wir das hinbekommen.

Und die Folgen für die Spieler? Wird sich das in irgendeiner Art und Weise auf die kommende Saison widerspiegeln?

Bereits vor der Unterbrechung war klar, dass die Saison bis Oktober keine normale Saison war. Da schon die vorige Saison abgebrochen wurde, schlagen sich die Kader jetzt schon 2 Spielzeiten damit rum, das wirkt sich natürlich aus. Wir z.B. haben in dieser Zeit in Amern 14 neue Spieler geholt, die noch keine richtige Saison zusammengespielt haben. Für einen Mannschaftssport ist das ganz schlecht. Wir müssen uns als Team erst noch zusammenfinden.

Die A-Junioren haben einen Großteil des Heranführens an den Seniorenbereich verpasst. Bleiben die Talente jetzt aus, die sonst immer den Sprung geschafft haben?

Normalerweise sichtet man die Jungs und führt sie dann langsam heran. Da geht es um mehr als nur Mittrainieren. Der Sprung in den Seniorenbereich ist groß, das ist für die Jungs, die diese Saison aus der A-Jugend kommen, ein großer Nachteil. Generell ist das für die Jugend eine Katastrophe. Als ich in dem Alter war, habe ich jeden Tag Fußball gespielt, das ist jetzt seit fast einem Jahr nicht richtig möglich. Für mich wäre das damals unvorstellbar gewesen.

Wie kann deiner Meinung nach nur der Re-Start aussehen, wann auch immer dieser stattfinden wird?

Sobald wir wieder auf den Platz dürfen, werden wir trainieren, Kleingruppen, 10er-Gruppen, Mannschaftstraining, egal was. Ich hoffe, dass im Juni etwas möglich ist und es dann auch keine Unterbrechung mehr gibt. Ab dann wird durchtrainiert. Sicher wird man einige Fußballer bremsen müssen, ich fürchte aber, dass manche Vereine auch Jungs verlieren werden und sich auch im Umfeld neu werden aufstellen müssen. Wir in Amern jedenfalls werden voller Vorfreude und Optimismus an die nächste Landesligasaison herangehen.

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