Interview: „Ich gebe immer 110 % – und bin bereit für die nächste Aufgabe“

Foto: Heiko van der Velden

Nach mehreren erfolgreichen Stationen im Amateurfußball gönnt sich Trainer Michael Lazidis aktuell eine kurze Auszeit – allerdings ohne den Kontakt zum Fußball ganz zu verlieren. Statt an der Seitenlinie einer Seniorenmannschaft steht er momentan auf dem Trainingsplatz seiner Heimat, wo er die F2-Jugend betreut. Im Gespräch spricht der engagierte Coach über seine Motivation, seine Philosophie, die Entwicklung des Amateurfußballs und darüber, warum er schon bald wieder bereit ist für die nächste Aufgabe.

Du bist aktuell vereinslos. Wie fühlt sich diese Phase für dich an, nachdem du vorher aktiv an der Seitenlinie gestanden hast?

Aktuell pausiere ich im Seniorenbereich, um meine Akkus wieder aufzuladen. Ganz ohne Fußball geht es aber natürlich nicht – deshalb engagiere ich mich weiterhin im Jugendbereich meines Heimatvereins. Dort trainiere ich die F2-Jugend, also die jüngere Jahrgangsgruppe in der F-Jugend, in der auch mein Sohn spielt.

Viele Trainer nutzen eine Pause bewusst, um neue Energie zu tanken oder sich weiterzubilden. Wie verbringst du derzeit deine Zeit ohne Verein?

Ich lade aktuell meine Akkus auf, um mit vollem Elan zurückzukommen. Natürlich nutze ich die Zeit auch, um mich weiterzubilden und mein Konzept für den Seniorenbereich weiterzuentwickeln. Meine Zeit ohne Seniorenmannschaft verbringe ich bewusst mit meiner Familie an den Sonntagen und mit meiner Jugendmannschaft unter der Woche.

Wenn du auf deine bisherige Trainerlaufbahn zurückblickst: Was waren für dich die prägendsten Erfahrungen – positiv wie negativ?

Als Trainer sammelt man mit der Zeit viele Erfahrungen – sowohl positive als auch negative. Beide Seiten gehören dazu und prägen einen. Beim DFC 2 konnte ich über fünf Jahre hinweg eine Mannschaft aufbauen und junge Spieler entwickeln, die später den Sprung in die 1. Mannschaft geschafft haben – das war für mich eine sehr schöne und prägende Zeit.

Mein erster Schritt als Trainer einer Ersten Mannschaft war bei Hellas Krefeld (Kreisliga A). Gleich zu Beginn durfte ich dort meinen ersten großen Erfolg feiern: den Sieg bei der Feldstadtmeisterschaft – ein Titel, den mir bis heute keiner nehmen kann. Leider hat die Corona-Zeit vieles verändert. Die Zusammenarbeit endete damals nicht aufgrund des sportlichen Erfolgs, sondern wegen interner Differenzen mit einigen Spielern, die sich gegen meine Rolle als Cheftrainer gestellt hatten. Im Nachhinein war auch das eine wichtige Lektion für mich.

Die Zeit bei Union Nettetal U23 unter Andy Schwan war für mich sehr lehrreich – dort konnte ich viele neue Eindrücke gewinnen und wertvolle Erfahrungen sammeln. Auch bei Fortuna Dilkrath lief nicht alles so, wie man es sich vorgestellt hatte, doch auch diese Phase hat mich weitergebracht. Die Trennung erfolgte aus privaten Gründen.

Beim TSV Boisheim war der Start zunächst nicht einfach. Ich begann dort als Teammanager der 2. Mannschaft und unterstützte zusätzlich die sportliche Leitung gemeinsam mit Klaus Ernst. Nach intensiven Gesprächen mit allen Beteiligten fand ich jedoch schnell meinen Platz im Verein. Wenig später übernahm ich selbst die 2. Mannschaft, um Stabilität zu schaffen und die gesteckten Ziele besser umzusetzen. Das gemeinsame Ziel war klar: Beide Mannschaften sollten aufsteigen – und dieses Ziel wurde erreicht. Auch wenn mein Abschied im Sommer nicht optimal verlief, habe ich erneut viel gelernt. Eines bleibt dabei immer gleich: Ich gebe immer 110 % – wer mich kennt, weiß das

Was macht für dich den Reiz des Amateurfußballs aus? Wo liegt der größte Unterschied zum höherklassigen Bereich?

Es ist schön zu sehen, wie sich Amateurmannschaften mittlerweile professionell vorbereiten – fast wie im Profibereich. Diese Einstellung entspricht genau meiner eigenen Philosophie. Ich bin ein Trainer, der sehr intensiv arbeitet, denn für mich ist eine gute Vorbereitung das A und O. Disziplin – sowohl nach außen als auch intern innerhalb der Mannschaft – ist für mich ein zentraler Bestandteil des Erfolgs. Nur wer geschlossen, respektvoll und mit vollem Einsatz auftritt, kann gemeinsam etwas erreichen.

Welche sportliche Philosophie verfolgst du als Trainer? Worauf legst du im täglichen Trainings- und Spielbetrieb besonderen Wert?

Meine Philosophie als Trainer ist es, meine Mannschaft ständig nach vorne zu pushen und schönen, engagierten Fußball spielen zu lassen. Ich lebe nach dem Motto: „Wer kämpft, gewinnt – wer nicht kämpft, verliert.“ und „Einer für alle, alle für einen.“ Diese Werte sind für mich nicht nur Worte, sondern die Grundlage jeder erfolgreichen Mannschaft. Was wir im Training erarbeiten, muss sich auch im Spiel widerspiegeln – nur so entsteht echte Weiterentwicklung und Teamgeist.

Der Amateurfußball verändert sich stark – Spielerfluktuation, Arbeitszeiten, Social Media, höhere Erwartungen. Welche Herausforderungen siehst du aktuell für Trainer im Amateurbereich?

Der Amateurfußball verändert sich Jahr für Jahr. Viele Mannschaften orientieren sich mittlerweile an den Profis, arbeiten strukturiert und immer professioneller – und das ist schön zu sehen. Vielleicht gibt es ja irgendwann sogar eine Champions League der Amateure (lacht). Diese Entwicklung gefällt mir sehr, denn sie entspricht genau meiner eigenen Einstellung. Ich bin überzeugt davon, dass Erfolg im Amateurbereich genauso durch Leidenschaft, Disziplin und Vorbereitung entsteht wie im Profifußball.

Was macht aus deiner Sicht eine funktionierende Mannschaft aus, abgesehen von fußballerischer Qualität?

Eine Mannschaft zeichnet sich für mich durch diszipliniertes Auftreten, starken Zusammenhalt und respektvollen Umgang miteinander aus. Nur wenn jeder Spieler Verantwortung übernimmt und alle füreinander einstehen, kann es echten Erfolg geben – ganz nach meinem Motto: „Einer für alle, alle für einen.“

Wie offen bist du für verschiedene Aufgaben? Wäre es dir wichtig, direkt wieder eine erste Mannschaft zu übernehmen, oder könntest du dir auch andere Rollen (z. B. Jugend, Co-Trainer, sportliche Leitung) vorstellen?

Wer einmal in den Genuss kommt, eine Mannschaft zu trainieren, der weiß, was er will. Eine 1. Mannschaft zu führen ist immer reizvoll – das muss man keinem erklären. Auch eine Rolle als Co-Trainer bei einer ersten Mannschaft wäre sicherlich interessant, wobei ich ehrlich sagen muss: Ich bin jemand, der zu sehr für Planung, Umsetzung und Verantwortung brennt – das steckt einfach in mir als Cheftrainer. Aber wie sagt man so schön: „Sag niemals nie.“ Eine Position als Sportlicher Leiter wäre für mich hingegen etwas ganz Neues. Unter Klaus Ernst durfte ich bereits ein wenig in diese Rolle hineinschnuppern und habe gemerkt, wie viel Arbeit und Zeit dahintersteckt – Arbeit, die man kaum aufwiegen kann. Aktuell trainiere ich weiterhin die Jugendmannschaft beim Dülkener FC, dem Verein meines Herzens und meiner Heimat. Dort kann ich meine Leidenschaft für den Fußball leben und meine Erfahrungen an die nächste Generation weitergeben.

Wie würdest du einen interessierten Verein überzeugen, dass du der richtige Mann an der Seitenlinie bist?

Wer mich kennt, weiß: Ich gebe bei jedem Verein, für den ich arbeite, 110 % und stehe voll und ganz hinter dem Verein. Das ist für mich essenziell – und genau das möchte ich auch an meine Spieler weitergeben. Für mich gibt es immer nur einen Verein, in dem man arbeitet. Gegeneinander zu agieren, gibt es nicht – nur gemeinsam kann man Erfolg haben. Wie ich einen Verein von mir überzeugen kann? Mit meiner Philosophie, meinem Konzept und meiner klaren Linie bin ich überzeugt, dass ich auf dem richtigen Weg bin – vorausgesetzt, der Verein spricht die gleiche Sprache und teilt die gleichen Werte.

Zum Abschluss: Was wäre für dich das ideale Szenario für deinen nächsten Trainerjob – sportlich, menschlich und organisatorisch?

Mir ist es sehr wichtig, wie ein Verein aufgestellt ist – sowohl organisatorisch als auch in Bezug auf Ziele und Visionen. Natürlich steht der sportliche Erfolg im Vordergrund, aber genauso zentral ist für mich die Menschlichkeit im Verein. Nur in einem Umfeld, das respektvoll, wertschätzend und klar strukturiert ist, kann eine Mannschaft ihr volles Potenzial entfalten.

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