Foto: Ralph Görtz / sportfotokr (Instagram)
Ob an der Pfeife, an der Seitenlinie oder im Vereinsleben – David Richter ist ein echtes Multitalent beim SC Viktoria Anrath. Seit mittlerweile elf Jahren ist er als Schiedsrichter aktiv, aktuell pfeift er Spiele bis zur Kreisliga A, wofür eine besondere Qualifikation erforderlich ist. Außerdem ist er als Assistent in der Landesliga im Einsatz. Im eigenen Verein übernimmt Richter noch deutlich mehr Verantwortung: Als Schiedsrichter-Obmann kümmert er sich um die Ausbildung und Betreuung der Unparteiischen – und seit Mai dieses Jahres ist er zudem 1. Vorsitzender des neu gegründeten Fördervereins von Viktoria Anrath. Wir haben mit ihm über seine Motivation und Herausforderungen im Schiedsrichterwesen gesprochen.
Wie bist du zum Schiedsrichterwesen gekommen? Was hat dich dazu motiviert?
Ich bin über den Fußball selbst zum Schiedsrichterwesen gekommen. Nach einigen Jahren als Spieler wollte ich den Sport aus einer anderen Perspektive kennenlernen. Mich hat fasziniert, wie viel Verantwortung und Entscheidungsfreude hinter der Pfeife steckt. Außerdem wollte ich meinen Beitrag leisten, dass Spiele fair ablaufen – das war für mich eine starke Motivation.
Was sind die größten Herausforderungen, denen du als Amateurschiedsrichter begegnest?
Im Amateurbereich ist die größte Herausforderung oft der Umgang mit Emotionen – sowohl bei den Spielern als auch bei Zuschauern. Man steht häufig allein auf dem Platz, muss in Sekundenbruchteilen entscheiden und dabei souverän bleiben, selbst wenn der Druck steigt. Auch das Gleichgewicht zwischen Autorität und Menschlichkeit zu finden, ist nicht immer leicht.
Wie bereitest du dich vor einem Spiel vor – sowohl physisch als auch mental?
Ich achte darauf, fit zu bleiben – regelmäßiges Lauftraining gehört einfach dazu. Vor dem Spiel schaue ich mir die Mannschaften und die Bedeutung des Spiels an, um mich mental einzustellen. Kurz vor dem Anpfiff versuche ich, ruhig zu bleiben, tief durchzuatmen und mich voll auf die ersten Minuten zu konzentrieren – die sind entscheidend für den Spielverlauf.
Wie gehst du mit Konflikten auf dem Spielfeld um, beispielsweise wenn Spieler oder Zuschauer unzufrieden sind?
Das Wichtigste ist, ruhig zu bleiben. Ich höre mir Kritik an, aber lasse mich nicht provozieren. Ein fester Blick, klare Worte und eine ruhige Körpersprache wirken oft mehr als jede Karte. Bei Zuschauern hilft es meist, sich auf das Spiel zu konzentrieren und sich nicht ablenken zu lassen – man kann nicht alle überzeugen, aber man kann konsequent und fair bleiben.
Welche Eigenschaften sind deiner Meinung nach am wichtigsten, um ein guter Schiedsrichter zu sein?
Entscheidungsfreude, Kommunikationsfähigkeit und Selbstsicherheit sind zentral. Man muss Regeln kennen, aber auch Menschen verstehen. Ein guter Schiedsrichter ist fair, ruhig, konsequent – und reflektiert seine eigenen Leistungen, um sich ständig zu verbessern.
Wie unterscheidet sich die Arbeit als Schiedsrichter im Amateurbereich im Vergleich zum Profi-Bereich?
Im Profi-Bereich steht viel mehr Unterstützung und Technik zur Verfügung – Assistenten, VAR, Fitnessbetreuung. Im Amateurbereich ist man dagegen oft allein, hat keine Zeitlupen oder Headsets. Das erfordert viel Eigeninitiative und Stressresistenz. Trotzdem ist es auf jedem Niveau derselbe Sport und dieselbe Leidenschaft für Fairness.
Was war dein bisher denkwürdigstes Spiel als Schiedsrichter und warum?
Ein besonders erinnerungswürdiges Spiel war ein Derby in der Kreisliga mit über 500 Zuschauern. Die Stimmung war hitzig, aber am Ende fair. Ich habe viele schwierige Entscheidungen treffen müssen – und trotzdem kam nach dem Spiel ein Spieler zu mir und bedankte sich für meine ruhige Leitung. Das sind die Momente, die bleiben.
Wie hältst du dich über Regeländerungen und -anpassungen auf dem Laufenden?
Ich nehme regelmäßig an Schulungen und Lehrabenden teil, lese die offiziellen DFB-Unterlagen und tausche mich mit Kollegen aus. Besonders hilfreich sind auch Videoszenen und Fallbeispiele, die wir in der Gruppe diskutieren – so bleibt man sicher in der Anwendung.
Wie wichtig ist Teamarbeit mit den Linienrichtern und anderen Offiziellen während eines Spiels?
Teamarbeit ist enorm wichtig. Auch wenn der Schiedsrichter formal die letzte Entscheidung trifft, geht es nur gemeinsam. Eine gute Kommunikation und gegenseitiges Vertrauen sind entscheidend – wir müssen uns blind verstehen, besonders in kritischen Situationen.
Was würdest du jungen Menschen empfehlen, die überlegen, Schiedsrichter zu werden?
Einfach ausprobieren! Man lernt unglaublich viel – über Verantwortung, Kommunikation und Fairness. Die ersten Spiele sind aufregend, aber man wächst schnell hinein. Und es ist ein tolles Gefühl, Teil des Spiels zu sein, nicht nur als Zuschauer oder Spieler, sondern als jemand, der es aktiv möglich macht.
Danke für das Gespräch, David – und danke für dein Engagement, das weit über das Pfeifen hinausgeht. Viel Erfolg weiterhin – auf dem Platz und im Vereinsleben!
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