Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) veröffentlichte das 11. „Lagebild Amateurfußball“. Seit der Saison 2014/15 lässt der DFB auf Grundlage des Spielberichts der Schiedsrichter*innen jährlich ermitteln, wie es mit Blick auf Gewalt und Diskriminierung um die Lage des Amateurfußballs in Deutschland bestellt ist.
Ronny Zimmermann, 1. DFB-Vizepräsident Amateure und Leiter der AG Gewaltprävention, erklärt: „Die Richtung stimmt, die Anzahl der Vorfälle sinkt weiterhin, leider nur in kleinen Schritten. Deshalb dürfen wir alle im Fußball in unserem Wirken nicht nachlassen, um für einen respektvollen und freundlichen Umgang auf und neben dem Platz zu sorgen. Es bleibt dabei, jeder einzelne Vorfall ist einer zu viel. Wir möchten alle aufrufen, auch künftig Vorfälle zu melden, gerade bei Diskriminierungen.“
Im FVM-Gebiet haben in der vergangenen Saison über 62.000 Spiele stattgefunden. Aus der Saisonauswertung geht hervor, dass in diesem Zeitraum bei ca. 360 Spielen ein Störungs- oder Diskriminierungsfall erfasst wurde. Das entspricht einer Quote von 0,59%. In 78 Fällen hat dies in Spielen am Mittelrhein zu einem Spielabbruch geführt.
„Die Statistik zeigt, dass sich die Zahl der Vorfälle im FVM-Gebiet auf einem gleichmäßigen Niveau wie in der vergangenen Saison befindet. Gleichwohl bewegt uns aber jeder einzelne Vorfall, denn hinter jedem Vorfall stehen auch Menschen, die unter dem Verhalten anderer Personen zu leiden haben“, erklärt Johanna Sandvoß, Vorsitzende der Kommission für gesellschaftliche Verantwortung, und betont: „Die vorliegenden Daten erlauben lediglich eine quantitative Betrachtung. Aussagen zur Intensität oder zum persönlichen Erleben sind damit nicht verbunden.“
„Gleichzeitig darf nicht vergessen werden, dass das, was auf den Fußballplätzen am Mittelrhein passiert, auch in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext zu sehen ist. Menschen kommen mit gewissen Energien und Emotionen auf den Fußballplatz. Die Verantwortung für ein gutes Miteinander tragen wir alle durch unser Verhalten und aktives Eingreifen. Leidenschaft und Emotionen sind erwünscht, Gewalt und Diskriminierung haben auf unseren Plätzen nichts zu suchen!“
Erste Saison mit „Kapitänsregel“ und „DFB-STOPP-Konzept“
Die abgelaufene Saison 2024/2025 war die erste, in der die Kapitänsregel sowie das DFB-STOPP-Konzept im gesamten deutschen Amateurfußball zur Anwendung gekommen sind. Sie sind als zentrale Maßnahmen zur Gewaltprävention an der Basis angekommen.
„Die ersten Ergebnisse sind ermutigend. Die neuen Regelungen funktionieren und haben schon im ersten Jahr dazu beigetragen, das Miteinander auf dem Platz ein Stück zu verbessern und Eskalationen möglichst frühzeitig einzudämmen“, sagt Ronny Zimmermann, der im DFB-Präsidium die Verantwortung für das Schiedsrichterwesen trägt.
Auch FVM-Präsident Christos Katzidis befürwortet die Einführung der beiden Maßnahmen: „Mit dem Stopp-Konzept und der Kapitänsregelung haben wir in der vergangenen Saison die nächsten Schritte zur Stärkung des Fair-Play-Gedankens auf den Plätzen am Mittelrhein eingeführt. Beide Konzepte haben das Potenzial deeskalierend zu wirken und nachhaltig faires Verhalten auf den Plätzen zu unterstützen“.
Das Stopp-Konzept kam in 443 Spielen zur Anwendung. Über 98 Prozent dieser Spiele konnten regulär und demzufolge ohne einen Spielabbruch beendet werden. Nach nun einer gespielten Saison lässt sich festhalten, dass sowohl das DFB-Stopp-Konzept als auch der Kapitänsdialog flächendeckend umgesetzt werden und bereits eine hohe Akzeptanz bei allen Beteiligten haben.
Zur Auswertung:
Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle werden im offiziellen Spielbericht über Eintragungen der Schiedsrichter*innen gemeldet. Grundsätzlich kann die Statistik also nur abbilden, was im Spielbericht erfasst und wie eine Meldung abgegeben wurde.
„Wir als Verband bieten unterschiedlichste Maßnahmen zur Aufklärung, Prävention und Sensibilisierung an, um unsere Schiedsrichter*innen weiter dahinzubringen, die Meldung von Gewaltvorfällen auf den Fußballplätzen im Spielbericht vorzunehmen und damit mehr Vorfälle sichtbar zu machen“, erklärt Sandvoß. „Dann haben wir auch die Möglichkeit als Verband aktiv zu werden.”
Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt und Diskriminierung auf dem Fußballplatz
Den Saisonstart hat der FVM auch in diesem Jahr zum Anlass genommen, um eine Reihe verschiedener Maßnahmen vorzustellen, die Gewalt und Diskriminierung auf dem Fußballplatz entgegenwirken sollen:
FVM-Standpunkt gegen Gewalt, Diskriminierung und Extremismus im Fußballsport
Der FVM positioniert sich klar gegen jede Form der Gewalt, möchte Gewalt und Diskriminierung entgegenwirken und über den Fußball aktiv dabei helfen, diese Themen zu diskutieren und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Zu diesem Zweck hat der FVM einen Standpunkt gegen Gewalt, Diskriminierung und Extremismus inklusive Maßnahmen der Prävention und Intervention formuliert.
FVM-Plakat zum Umgang mit Diskriminierung
Betroffenen von Diskriminierung soll das Plakat in der Situation selbst oder auch im Nachgang an einen Vorfall Unterstützung bieten und sie stärken. Darüber hinaus werden möglichst niedrigschwellige sowie wirksame Handlungsempfehlungen mit an die Hand gegeben.
https://www.fvm.de/fileadmin/FVM/XX_Downloads/Engagement/Plakat-Vielfalt_final.pdf
Fair Play-Meldung im FVM
Dem FVM ist es wichtig, Menschen vorzustellen, die Fair Play durch faires Verhalten und Respekt vor dem Gegner auch auf dem Fußballplatz leben. Diese Personen gilt es regelmäßig auszuzeichnen und so sichtbar zu machen.
https://www.fvm.de/fair-play-des-monats-jahres
Fair-Play auf dem Platz hat seit der Spielzeit 2025/26 eine unmittelbare sportliche Auswirkung auf dem Platz: Der Bitburger-Pokal der Herren (64 Teams) wird zwischen teilnahmeberichtigen Mannschaften, die sich über den Kreispokal qualifiziert haben, die als Mittelrheinligisten per se teilnahmeberichtig sind sowie den bestplatzierten Mannschaften des WestLotto-Fair-Play-Pokals der vergangenen Saison (insofern sie sich nicht bereits anderweitig qualifiziert haben), ausgespielt.
FVM-Leitfaden zum Thema Sicherheit
Der FVM hat einen Leitfaden zum Thema Sicherheit herausgegeben, der den Vereinen praktische Anregungen gibt, wie die Sicherheit bei Spielen weiter erhöht werden kann – unabhängig von der Spiel- und Altersklasse.
DFB-Stopp-Konzept und Kapitänsdialog
Mit Beginn der Saison 2024/25 wurden in allen Spielen und Wettbewerben des FVM im Senior*innen- und Junior*innenbereich das DFB-Stopp-Konzept und der Kapitänsdialog eingeführt. Beides sind Maßnahmen, die deeskalierend wirken und zur Stärkung des Fair-Play-Gedankens auf den Plätzen am Mittelrhein beitragen sollen.
https://www.fvm.de/news/uebersicht/detailseite/fvm-setzt-dfb-stopp-konzept-und-kapitaensdialog-mit-beginn-der-saison-2024-25-um/
„Psychologische Erstbetreuung“ für Schiedsrichter*innen im FVM
Für den Fall, dass Schiedsrichter*innen von Gewalt- oder Diskriminierungsvorfällen betroffen sind, steht den Schiris in jedem der neun FVM-Kreise eine Betreuungsperson zur Verfügung.
Anlaufstelle für Gewalt-, Diskriminierung- und Extremismusvorfälle des WDFV
Alle Vorfälle, die auf und neben dem Fußballplatz stattfinden, können bei der zentralen Anlaufstelle für Gewalt-, Diskriminierungs- und Extremismusvorfälle gemeldet werden.
https://wdfv.de/soziales/zentrale-anlaufstelle-fuer-gewalt-diskriminierungs-und-extremismusvorfaelle
Kartenset für Vereine: Handlungshilfen gegen Gewalt und Diskriminierung
Der FVM hat ein Kartenset mit praxisnahen Beispielen zu Gewalt- sowie Diskriminierungsvorfällen erstellt und diese mit Handlungshilfen versehen. Das Kartenset ist so aufgebaut, dass auf der Vorderseite beispielhafte Szenen dargestellt werden – unter anderem zu den Themen „Körperliche Gewalt“, „Rassismus“ oder auch „Mobbing“. Auf der Rückseite der jeweiligen Karte sind entsprechende Handlungshilfen aufgeführt. Ansprechen möchte der FVM in erster Linie Jugendabteilungen und deren Trainer*innen. Dort kann das Kartenset beispielsweise zur Aufarbeitung von Vorfällen oder zu Sensibilisierungszwecken der Teams eingesetzt und in die Trainingsarbeit integriert werden.
DFB-Kampagne „Schiris gegen Diskriminierung“
In einem Video rufen die Profi-Schiedsrichter*innen dazu auf, noch entschlossener einzuschreiten, wenn das Spielfeld zum Schauplatz von Rassismus, Sexismus oder Antisemitismus wird. „Schiris gegen Diskriminierung“ wird vom DFB und den Landesverbänden künftig in der Präventionsarbeit, so auch in Schulungen und in der Aus- und Fortbildung von Unparteiischen, eingesetzt.
https://training-service.fussball.de/schiedsrichter/#!
Kurzfilme zu diskriminierungs(un)sensibler Sprache
Die Filme sollen informieren, sensibilisieren sowie Handlungsempfehlungen zum Umgang mit alltäglichen diskriminierenden Äußerungen geben, die häufig homo-, trans-, inter-, frauen- oder behindertenfeindlich oder sexistisch sind.
Dabei stehen sowohl die Schaffung eines Bewusstseins für diskriminierende Äußerungen im Mittelpunkt als auch die Vermittlung von Inhalten sowie Handlungsempfehlungen zur Prävention und Intervention, wie beteiligte Personen mit solchen Äußerungen umgehen bzw. darauf reagieren können.
Weitere Details zu den Maßnahmen sowie dem Engagement des FVM im Bereich Gewaltprävention unter: https://www.fvm.de/gemeinsamfussball/
Quelle: Pressemitteilung FVM
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