Josif Tsivalidis (42) ist Schiedsrichter mit Leidenschaft. Seit 2007 wohnt der griechische Staatsbürger, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, nun schon in Viersen. An der Pfeife ist Tsivalidis für den 1. FC Viersen aktiv. Beim Verein kümmert er sich zudem als Schiedsrichterbeauftragter auch um den Nachwuchs und versucht neue Schiedsrichter zu gewinnen. Doch er hat auch eine Vergangenheit als Schiedsrichter in Griechenland. Dort war er nämlich als Assistent in der Dritten Liga aktiv.
Was waren Ihre Gründe, Schiedsrichter zu werden?
Ich habe schon als kleiner junge Fußball gespielt bis zur A-Jugend. Ich musste dann allerdings aufgrund gesundheitlicher Probleme damit aufhören. Aber ich war immer fußballverrückt und habe auch in meiner Freizeit viele Spiele geguckt. Als ich 1998 dann aufgrund des Studiums nach Griechenland gegangen bin, hat mich ein Onkel von mir der damals in der griechischen Bundesliga gepfiffen hat dazu animiert Schiedsrichter zu werden. Ich habe mich dann dort zum Anwärterlehrgang beworben.
Was sind die größten Unterschiede als Schiedsrichter in Deutschland und Griechenland?
Natürlich gibt es in Griechenland gute Schiedsrichter. Doch hier entscheidet auch viel Vitamin B, in welcher Liga man pfeift. Die griechischen Schiedsrichter haben einen sehr schweren Stand. Beleidigungen sind dort gang und gebe, auch Gewalt gegenüber Schiedsrichter. Das Problem haben wir zum Glück am Niederrhein weniger.
An welches Spiel in Griechenland und Deutschland erinnern Sie sich sofort zurück?
Es war ein Derby in der Dritten Liga zwischen Olympiakos Volos und Niki Volos. Das Spiel ist gleichzusetzen wie das Derby Borussia Mönchengladbach gegen 1. FC Köln. Im Stadion gab es eine große Kulisse vor über 2000 Zuschauern
In Deutschland war es 2014 zwischen TSV Bockum und SV Hösel. Es war der letzte Spieltag in der Bezirksliga. Bockum brauchte einen Sieg, um die Klasse zu halten, Hösel dagegen nur einen Punkt. Dort waren dann über 600 anwesend, die das Spiel verfolgten. Hösel hat dann mit 2:1 gewonnen.
Wir würden Sie sich selbst als Schiedsrichter bezeichnen? Was für ein Typ sind Sie auf dem Platz?
Das ist eine schwierige Frage. Meine Persönlichkeit steht auf dem Platz an oberster Stelle. Ich lasse mich sehr ungerne anschreien. Dort bin ich dann auch sehr streng. Für ein Foul drücke ich schon mal ein Auge zu, aber wegen Meckern nicht. Ich war schon mal ruhiger, aber mittlerweile kommt dann auch schon mal ein Spruch zurück. Aber ich versuche viel mit den Spielern zu reden und bin keiner der direkt eine Karte zeigt.
Haben Sie schon einmal aufgrund eines Spiels oder einer Spielsituation ans Aufhören gedacht?
Nein, so eine Situation gab es zum Glück noch nicht. Ich bin immer noch Feuer und Flamme und möchte so lange pfeifen, wie ich kann und es mir Spaß macht. Aber so weit bin ich noch lange nicht. Ich habe das Glück, noch in der Bezirksliga pfeifen zu dürfen, da ist es dann auch spannender von Spielen her. Da ist die eigene Leistung und das Niveau dann auch besser, als wenn man ein Spiel in der Kreisliga B selber pfeift. Da ist man als Schiedsrichter dann auch mehr gefordert. Dem einen oder anderen wird es freuen, dass ich noch ein paar Jahre pfeife, andere aber auch nicht (lach).
Was wollen Sie ihren Schiedsrichterkollegen mit auf dem Weg geben?
Vor allem den jüngeren Schiedsrichter das sie sich nicht einschüchtern lassen wollen, auch nicht von Pfiffen von außen. Wenn ich eine Ansetzung bekomme und eine Mannschaft nicht kenne, gucke ich mir die Statistik an und versuche möglichst viel über die Mannschaften herauszubekommen, um auch besser vorbereitet zu sein. Hier im Kreis brauche ich nicht viel recherchieren. Die meisten Mannschaften und Spieler kenne ich und die Spieler kennen mich auch. Die jüngeren Kollegen sollten ein gepflegtes Auftreten auf dem Platz haben und auf dem Teppich bleiben und nicht arrogant rüberkommen, das macht die Sache sonst nur noch schwerer für sie.
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