Emotionen, Siegeswille und Ehrgeiz gehören zu den grundlegenden Dingen im Sport, besonders im Fußballsport, die diesen so einzigartig machen. Doch, leider kochen die Emotionen allzu oft über und aus dem Willen zu gewinnen und Ehrgeiz werden Gewalt und Respektlosigkeit.
Diese Emotionen dann zu kanalisieren liegt in der Natur des Menschen, doch diese dabei auf andere zu projizieren und auszuleben ist nicht im Sinne des Sportes. Leider ist oftmals, im Fußballsport zumindest, der Unparteiische Zielscheibe dieser Entgleisungen. Eine Unart die zur regelrechten Tugend geworden ist. Vergessen dabei darf man aber nicht, dass es OHNE den Schiedsrichter nicht geht, denn einen Unparteiischen braucht jeder Sport!
Ich selber habe mich, als leidenschaftlichen Fußballfan, schon ein ums andere Mal selber dabei erwischt, wie ich den Schiedsrichter beschimpfte oder in Sprechchöre, wie „Schiri, wir wissen wo dein Auto steht“ mit einstimmte, klar ist das respektlos, doch ist es nur inhaltsleeres und emotional verfehltes Gerede.
Auch das ist ein problematisches Fehlverhalten für das es sich zu entschuldigen gilt, jedoch das wahre Problem sind die wenigen Jenigen, die nicht nur verbal den Schiedsrichter attackieren, sondern auch handgreiflich werden.
Zur Folge hat dieser Anstieg an Gewalt gegen Schiedsrichter, aber auch untereinander, dass immer weniger junge Menschen sich dazu entscheiden die Schiedsrichterei aktiv auszuüben. Ein trauriger Umstand, wie Dieter Kauertz, über 30 Jahre als Schiedsrichter am Niederrhein aktiv und mittlerweile Schiedsrichterbeobachter für den FVN, anmerkt.
„Durch das Schiedsrichteramt habe ich viel dazu gelernt. Ich habe ein dickeres Fell bei Kritik bekommen. Man muss alleine Entscheidungen treffen, zu denen man dann auch stehen muss. Dadurch sind auch mein Selbstvertrauen und mein Selbstbewusstsein gestiegen. Es hält körperlich fit – Dauerlauf mit Spurts, aber ohne Verletzungsgefahr durch Zweikämpfe.“, antwortet Kauertz auf die Frage, was er selber von der Schiedsrichterei mitgenommen habe und wirbt auch dafür, dass sich wieder mehr junge Menschen für die Schiedsrichterei begeistern. Denn die Schiedsrichterei sei eine gute Freizeitbeschäftigung, die für das Leben stärkt, da sie Menschenkenntnis, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und viele weitere nützliche Eigenschaften für das private, als auch berufliche Leben lehre, so Kauertz. Zudem beschreibt er, dass sich der Amateurfußball besonders bezüglich des Verhaltens untereinander, aber auch abseits des Platzes in den vergangenen 20 Jahren stark verändert habe und gibt besonders zu bedenken: „Wir Schiedsrichter sind Menschen. Und Menschen unterlaufen Fehler. Uns Schiedsrichter meist weniger Fehler als vielen Verteidigern oder Stürmern, die aus 5 Metern das Tor nicht treffen“
Insgesamt ist der Sport oftmals nur ein Abbild der gegenwärtigen Gesellschaft. Respekt, Rücksichtnahme, Fairness und gegenseitige Anerkennung haben bei weitem nicht mehr den Stellenwert, den sie einmal hatten, dies wird in vielen gesellschaftlichen Facetten sichtbar. Doch bei all der Negativität, die diesem „Postulat“ innewohnen mag, kann dies durchaus eine Chance für den Amateursport und so den Amateurfußball bieten.
Fußball, gerade im Jugendbereich ist gesellschaftliche Institution und bildet neben der Schule und der Erziehung durch die Eltern einen wichtigen Teil der Jugendbildung ab- denn der Fußball vermittelt, bei allem sportlichen Ehrgeiz, auch wichtige Werte und hilft Freundschaften und Beziehungen zu knüpfen, die ein Leben lang halten können. Also muss man schon in den Jugendmannschaften anfangen Werte, wie Respekt, Rücksichtnahme, Fairness und gegenseitige Anerkennung nicht bloß zu lehren, sondern auch vorzuleben.
Bezogen auf den Umgang mit Schiedsrichtern und unter Einbezug aller vorgebrachten Aspekte, ist es vielleicht der richtige Weg, Kindern und Jugendlichen einen respektvollen nicht nur untereinander, sondern auch dem Schiedsrichter gegenüber, vorzuleben und anstatt den Schiedsrichter zu kritisieren, sich auch einfach mal bei ihm/ bei ihr zu bedanken!
In diesem Sinne: Danke Schiri!