Ketelaer zieht Zwischenfazit in Shanghai

Foto: Borussia Academy Shanghai

Seit dem 1.Juli 2025 ist Marco Ketelaer offiziell Direktor der Borussia Academy in Shanghai. Bereits von März diesen Jahres an befand er sich zur Einarbeitung in der chinesischen Metropole. Nach knapp neun Monaten zieht der Mönchengladbacher ein erstes Zwischenfazit.

Es ist Weihnachten und auch die Borussia Academy in Shanghai gönnt sich eine kurze Auszeit. Gelegenheit für Marco Ketelaer in die Heimat zu fliegen und dem Alltagsstress zu entfliehen. „Es ist schön wieder bei seiner Familie und in Mönchengladbach zu sein. Außerdem war es bitter nötig auch mal durchzupusten.Die letzten Wochen und Monate waren sehr anstrengend. Manchmal war man 10, 12 oder sogar 14 Stunden am Tag unterwegs. Und das jeden Tag in der Woche“ ließ Ketelaer wissen.

Der erhebliche Aufwand ist vor allem den unterschiedlichen Stand- und Einsatzorten der Akademie innerhalb Shanghais geschuldet.

„Wir verfügen über zwei eigene Standorte in Shanghai, einer im Bereich Puxi und der andere in Pudong. Allein die beiden sind über eine Stunde voneinander entfernt. Darüber hinaus kooperieren wir mit vier internationalen Schulen, zwei lokalen Schulen und seit geraumer Zeit mit einem privaten Kindergarten. Auch diese sind weit verstreut im Stadtgebiet“ erläutert Ketelaer.

Vor allem an den Wochenenden ist volles Programm angesagt. Beispielhaft der Sonntag. „Um 8 Uhr morgens verlasse ich das Haus, mit meinem Elektroroller benötige ich 15 Minuten bis zu unserem Trainingsplatz in Panlong (Puxi). Das Training selber geht dann 90 Minuten. Da kommen natürlich noch Auf- und Abbau sowie Elterngespräche dazu. Dann mit dem Roller weiter zur nahegelegenen U-Bahn Station der Linie 2, die sich quer durch das ganze Stadtgebiet zieht. Von der Zielstation bis zu den Plätzen nimmt man entweder ein Leihfahrrad oder bestellt ein Didi, vergleichbar mit Uber. Am Nachmittag bestreiten wir Spiele mit einigen unserer Mannschaften, zum Beispiel in der Shanghai Youth Football League. Damit ist man dann meist bis 16.00 Uhr beschäftigt. Je nach Spielort geht es dann direkt zum Qiyi Football Park in Pudong. Das dauert dann auch meist eine Stunde mit der U-Bahn und nochmal zehn Minuten bis zum Platz. Das Training geht von18.00 bis 20.00 Uhr. Um 20.30 Uhr sitzt man wieder in der Bahn eine Stunde zurück. An der Zielstation angekommen, mit dem Roller nach Hause. Auf dem Weg Zwischenstation an meinem Lieblingsrestaurant. Nach einigen Snacks über den Tag verteilt, endlich was Vernünftiges essen. Danach ist man dann zwischen 22.00 und 22.30 Uhr Zuhause“ nimmt uns Ketelaer mal über einen dieser Tage mit.

„In der Woche betreuen wir tagsüber Aktivitäten innerhalb der Schulen (Fußball AGs, Schulmannschaften), decken fortlaufende soziale Projekte ab und trainieren jeden Abend abwechselnd an unseren Standorten. Da kommt schon eine Menge zusammen. Ohne ein gut funktionierendes und harmonisches Trainerteam wäre das nicht möglich. Wir verfügen über mittlerweile vier Vollzeittrainer inklusive mir und vier Teilzeitkräfte, die uns unterstützen“ erläutert der Akademiedirektor.

Abgerundet wird das Ganze durch die täglich anfallende Büroarbeit und diversen Meetings, die anstehen. Dabei ist Ketelaer mit seinem Kollegen Aleksander Ignatkin ständig im Austausch und auch mit dem Akademiebesitzer Stefan Ahrens gilt es eine Menge abzustimmen.

„Langeweile kommt da keine auf und wir sind immer darauf bedacht die Abläufe zu optimieren und neue Wege zu gehen. Seit ich offiziell hier bin, haben wir eine Menge bewegt und freuen uns über kontinuierlichen Zuwachs“ resümiert Ketelaer.

Das ist bei dem mit Akademien überfluteten Fußballmarkt in Shanghai zwingend erforderlich. „Es ist mehr Business als alles andere. Man kann es mit Deutschland in keinster Weise vergleichen. Alle die mit Fußball zu tun haben, sind eher Firmen als Vereine. Egal ob Borussia Dortmund, Espanyol Barcelona oder Juventus Turin und all die ganzen privaten Akademien, jeder möchte etwas vom Kuchen anhaben“ skizziert der Mönchengladbacher.

„Letztendlich ist jede Akademie Dienstleister. Wir bieten unser Fußballprogramm an und die Eltern und Schulen nehmen diese Angebote wahr und zahlen dafür. So finanziert sich das Ganze. Jedes Training und jedes Spiel wird quasi in Rechnung gestellt. Dabei hilft ehrlich gesagt der Name eher wenig, viel mehr setzten vor allem die Eltern auf die Qualität und Verlässlichkeit der Trainer. Machst Du einen guten Job, wirst das wahrgenommen und buchstäblich honoriert. Wir wachsen derzeit stätig weiter, demzufolge arbeiten wir offensichtlich zur Zufriedenheit der Eltern und haben auch deren Vertrauen gewonnen“ stellt Ketelaer fest.

Doch trotz des finanziellen Faktors soll natürlich auch das sportliche nicht zu kurz kommen. „Auch hier gehen wir mittlerweile neue Wege. Wir achten nun auch verstärkt auf die Qualität der Kinder und haben konkurrenzfähige Teams zusammengestellt, die innerhalb Shanghais am Spielbetrieb teilnehmen. Dabei richtet sich unser Fokus vor allem auf die jüngeren Altersgruppen. In China endet für die meisten die Fußballkarriere im Alter von zwölf Jahren. Dann wechseln die Kinder in die Mittelschule und hören mit dem Fußball auf. Wir setzten bei den Kindern quasi schon auf diejenigen im Kindergartenalter. So legen wir frühzeitig die Basis dafür, die Kinder dem Fußball näher zu bringen. Und so entwickeln wir sie Schritt für Schritt, das macht sich entsprechend bezahlt. Mit unseren jüngsten Teams sind wir momentan sehr erfolgreich unterwegs und können so auf Jahre auch nennenswerte Erfolge erzielen, die dann auch wieder wahrgenommen werden.

So versuchen wir als Akademie die nötige Balance zu finden, einerseits finanziell gut zu wirtschaften und andererseits mit sportlichem Erfolg aufzuwarten. Darüber hinaus möchten wir natürlich auch Borussia selber als Klub in China bekannter und interessanter machen“ unterstreicht Ketelaer, der ja selber im Klub groß geworden ist und somit auch die Borussia DNA ins Reich der Mitte überträgt.

Das stellt sich nun die Frage, ob bei all der Arbeit Zeit für anderes bleibt. „Nicht wirklich. Meist beschränkt sich das auf Cafe- oder Restaurantbesuche, dabei treffe ich einige Bekannte bzw. Freunde, darunter auch einige Deutsche, die auch in Shanghai leben. Während der sogenannten Golden Week Anfang Oktober hatte ich dann auch mal ein paar Tage frei, an denen ich das ATP Tennis Masters und das Disney Resort in Shanghai besuchen konnte. Darüber hinaus fuhr ich für einen Tag ins nahegelegene Kunshan, wo ich knapp zwei Jahre 2018 und 2019 gelebt habe, um sozusagen alte Zeiten zu wecken und Freunde von damals zu treffen, mit denen ich über die ganzen Jahre in Kontakt geblieben bin“ berichtete Ketelaer.

Ansonsten weiß der Gladbacher die Vorzüge Chinas, insbesondere Shanghais, zu schätzen. Von günstigen und vor allem zuverlässigen öffentlichen Verkehrsmitteln bis hin zu den unbegrenzten digitalen Möglichkeiten im Alltag.

Nach dem Jahreswechsel zieht es Ketelaer wieder zurück in seine zweite Heimat. Bis dahin genießt er die Zeit zusammen mit der Familie und seinen Freunden in Mönchengladbach.

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